In seiner jüngsten Paymentstudie hat das ECC KÖLN die wichtigsten Entwicklungen zum Payment-Mix analysiert.
Kreditkarte, Lastschrift, Vorkasse, Rechnung oder kontaktlose Verfahren im stationären Handel: Das Angebot an Zahlungsverfahren ist groß. Aber welche Verfahren sind bei Kunden beliebt? Wie hat sich die Auswahl von Zahlungsverfahren für Händler verändert? Der Handel zeigt: Immer mehr gewinnen individuelle Bedürfnisse bei der Auswahl der Payment-Verfahren an Bedeutung, die Digitalisierung sorgt ihrerseits für neue Impulse. In seiner jüngsten Paymentstudie hat das ECC KÖLN die wichtigsten Entwicklungen zum Payment-Mix analysiert.
Der stationäre Einzelhandel stand bereits vor der Corona-Pandemie durch den stark wachsenden E-Commerce unter Druck. Der Zugzwang zur Digitalisierung hat sich mit der Krise noch einmal verschärft. Corona hat die Marktbedingungen in Deutschland auf einen Schlag verändert: Viele stationäre Einzelhändler haben ihr Online-Angebot erweitert oder sind frisch in den E-Commerce gestartet. Das Thema Payment am Point of Sale hat ebenso an Bedeutung gewonnen, wie der richtige Mix aus Zahlungsverfahren im Onlineshop. Wie sich der Payment-Markt aktuell entwickelt hat, stellt die neueste ECC-Paymentstudie Vol. 25 heraus.
Um Kaufabbrüche zu vermeiden, sollten Händler auf jeden Fall die Top 3 der Zahlungsverfahren in ihren Payment-Mix aufnehmen. Dazu gehören auf jeden Fall der Kauf auf Rechnung, die Lastschrift und Kreditkarten. Werden die Top 3-Zahlungsverfahren nicht angeboten, brechen 30 Prozent den Kauf ab und wandern zum Shop der Konkurrenz ab. Oder sie weichen auf den stationären Handel aus (8 Prozent). 39 Prozent brechen den Kauf nicht ab, wenn sie eine alternative Zahlmethode im Shop vorfinden.
Für Online-Händler ist und bleibt der Kauf auf Rechnung als Zahlungsverfahren ein absolutes Must-Have. Diese Zahlungsvariante ist immer noch die beliebteste bei Kunden. Nahezu jeder kennt den Rechnungskauf und/oder hat diesen mindestens einmal bereits im Internet genutzt. Das gilt unabhängig von Geschlecht und Alter. Bei Konsumenten unter 30 Jahren kennen bzw. nutzen durchschnittlich 86 Prozent den Kauf auf Rechnung. Bei Konsumenten über 50 Jahren sind es sogar 95 Prozent. Die Zahlung per Rechnungskauf erlebte zudem noch einmal erwartungsgemäß einen Zuwachs zur Weihnachtszeit, wie Händler in der Studie anmerken. 30 Prozent gaben an, dass sie im Weihnachtsgeschäft mehr Zahlungen dieser Art verzeichnet haben. Aus Konsumentensicht ist der Rechnungskauf aus verschiedenen Gründen beliebt. Zum einen aufgrund des 14-tägigen Zahlungsziels, das 59 Prozent für sich nutzen. Viele Verbraucher zahlen ihre Rechnungen aber auch sofort (34 Prozent). Insgesamt zeigt sich, dass die Zahlungsmoral bei diesem Zahlungsverfahren hoch ist. Was aus der Studie aber auch hervorgeht: Der Kauf auf Rechnung stellt für Händler immer noch ein höheres Risiko dar. Daher nimmt der gesicherte Rechnungskauf zu. 59 Prozent der Händler, die das Verfahren für die Zahlung anbieten, sichern sich vor Zahlungsausfällen durch Kunden ab, indem sie die Abwicklung der Zahlung über Rechnung an Dienstleister wie Unzer auslagern.
Neben dem Kauf auf Rechnung nutzen Verbraucher zunehmend den Ratenkauf als Zahlungsverfahren. Fast jeder zweite (47 Prozent) kennt die Option des Ratenkaufs oder hat diesen bereits genutzt. In der Weihnachtszeit haben Ratenkäufe parallel zu Rechnungskäufen zugenommen. Und wie beim Kauf auf Rechnung sichern Händler Ratenkäufe vermehrt durch Dienstleister ab: Zwei von drei Online-Händler haben den Ratenkauf vor Zahlungsausfällen abgesichert und 12 Prozent der Unternehmen eliminieren den Ratenkauf ohne Absicherung aus den angebotenen Zahlungsverfahren. Die Abwicklung einer Zahlung via Ratenkauf wird somit wie Rechnungskäufe ausgelagert. Wie nutzen Konsumenten den Ratenkauf? Hervorzuheben ist, dass die meisten Verbraucher, 78 Prozent, den Rechnungsbetrag immer noch in einer Summe begleichen. Nur jeder Zehnte zahlt seinen Rechnungsbetrag in Raten, wenn der Rechnungsbetrag dadurch höher ausfällt. Einen großen Unterschied zum Ratenkauf, bei dem die Gesamtsumme unverändert bleibt, gibt es indessen nicht. Auch wenn der Rechnungsbetrag mit Ratenkauf gleich bleibt, zahlen nur 11 Prozent gerne in Raten. Der Grund für den Ratenkauf ist dagegen in beiden Fällen identisch: Kunden nutzen ihn gerne, weil sie mit diesem Zahlungsverfahren noch Geld für andere Dinge zur Verfügung haben.
Im E-Commerce und bei den verschiedenen Zahlarten kennen sich Konsumenten inzwischen sehr gut aus. Auch noch im Vergleich recht neue Methoden, wie die digitalen Wallets der großen Tech-Konzerne wie Apple oder Google sind keine Newcomer mehr; etwa 80 Prozent der Konsumenten kennen diese inzwischen. Die breite Bekanntheit und Nutzung verschiedener Payment-Verfahren stellt an Händler die Anforderung, ihre Zielgruppe genau zu kennen und ihre angebotenen Zahlungsverfahren auf diese anzupassen. Denn viele Konsumenten haben inzwischen ihre Lieblingszahlart gefunden. So zeigt die Studie beispielsweise, dass alters- und geschlechtsabhängig unterschiedliche Zahlungsverfahren bevorzugt werden. Gerade die jüngere Generation nutzt deutlich häufiger digitale Wallets: Im Schnitt verwenden sie Männern und Frauen unter 30 Jahren zwischen 13,5 Prozent und 35 Prozent. Zahlungsverfahren wie Rechnung, Sofortüberweisung und Kreditkarten werden von nahezu allen Konsumenten im E-Commerce ähnlich häufig genutzt. Diese Payment-Verfahren sind somit für alle Zielgruppen relevant. Die Wahl des Zahlungsverfahrens hängt ebenso von veränderten Shopping-Gewohnheiten ab. 2020 kaufte erstmals knapp ein Drittel der Konsumenten über das Smartphone ein. Der Checkout sollte daher auch für mobile Endgeräte optimiert sein. Die Anpassung des Payment-Mix an die Zielgruppe und deren Bedürfnisse ist letztlich erfolgsentscheidend, wie aus der ECC-Studie hervorgeht: Konsumenten, die ihr präferiertes Zahlungsverfahren im Checkout nicht angeboten bekommen, brechen den Kauf im Internet häufig ab.
Online-Händler sehen zunehmend Herausforderungen in der Betrugsprävention. So geben 68 Prozent der Shopinhaber an, dass Betrüger fortschrittlicher vorgehen und immer schwerer zu erkennen sind. Rund 40 Prozent der Händler sind bereits Betrugsopfer geworden. Daher geben knapp 70 Prozent der Händler an, dass die Betrugsprävention in Zukunft wichtiger für sie sein wird. Allerdings kennt nur jeder Zweite KI-gestützte Lösungen zur Identitäts- und Betrugsprüfung. Allgemein sieht auch jeder Zweite die Betrugserkennung mit erheblichen Aufwänden für das Unternehmen verbunden. Denn überwiegend findet die Kundenprüfung im eigenen Unternehmen statt. Die Auslagerung des Risikomanagements an externe Dienstleister bietet dagegen Vorteile gegenüber der Inhouse-Prüfung: Experten und technikgestützte Verfahren arbeiten effizienter. Sie reduzieren das Risiko für E-Commerce-Händler deutlich und das bei geringeren Kosten. So nutzen Händler beispielsweise die externe Bonitätsprüfung durch Payment Service Provider bereits zu 21 Prozent. Die Studie zeigt aber: In der extern ausgelagerten Betrugsprävention ist noch Luft nach oben.
Der Payment-Mix unterliegt nicht nur online Veränderungen. Im Zuge der Pandemie ist laut ECC-Studie kontaktloses Bezahlen zum New Normal geworden: 71 Prozent der Verbraucher zahlten im Januar 2021 kontaktlos mit Karte. Den Boom beim kontaktlosen Bezahlen registrieren 36 Prozent der Händler. Zudem nimmt der Anteil der Smartphone-gestützten Zahlungen in diesem Segment zu. Fast jede Fünfte kontaktlose Zahlung wird mobil abgewickelt. Händler passen ihr Payment-Angebot am Point of Sale an diese Entwicklung zunehmend an. So hat fast die Hälfte neue Zahlungsverfahren eingeführt. Zu den am meisten neu hinzugefügten Payment-Verfahren gehören die bargeldlose Zahlung mit Girocard bzw. EC-Karte (50 Prozent) und kontaktlose Zahlungen via NFC oder QR-Code (46 Prozent). Zwei von drei Kunden gehen zudem inzwischen davon aus, grundsätzlich im Geschäft über bargeldlose Zahlungsverfahren zahlen zu können. Und auch die Erwartungshaltung für kontaktloses Bezahlen hat sich in eine ähnliche Richtung bewegt. Die Hälfte der Konsumenten sehen die Möglichkeit, kontaktlose Verfahren nutzen zu können, als selbstverständlich an. Ein Geschäft, das nur Bares annimmt, kommt dagegen für knapp jeden Fünften nicht mehr in Frage.
Die ECC-Studie hat gezeigt, dass ein zielgruppenorientierter Checkout mit entsprechenden Zahlungsverfahren erfolgsentscheidend für den Onlinehandel ist. Händler sollten die Lieblings-Verfahren ihrer Kunden kennen und diese auf jeden Fall in ihren Shop integrieren. Der Kauf auf Rechnung ist weiterhin am beliebtesten und sollte dazugehören. Aber auch Ratenkauf-Verfahren werden immer wichtiger im Payment-Mix. Händler sollten in beiden Fällen die Käufe absichern, um ihr Risiko zu minimieren und ihren Kunden dennoch die meist gewünschten Zahlungsoptionen anzubieten. Zudem wird es für Händler immer wichtiger, sich Experten wie Unzer und technologische Unterstützung zur Betrugsprävention heranzuziehen. Am Point of Sale gewinnt das bargeldloses und vor allem kontaktlose Zahlen an Bedeutung. Für stationäre Händler ist es daher wichtig, Terminals einzusetzen, die flexibel auf jede neue Zahlart angepasst werden können und auf dem neuesten Stand sind.